Unsere Bienen
Das Wunderwerk Bienenvolk
Stell dir vor, 60000 einzelne Individuen gehören zu einem Bienenvolk. Und doch funktionieren und überleben diese Bienen nur als Team.
Einem Imker bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen, wirkt auf Neulinge unwahrscheinlich faszinierend. Ein scheinbar unbändiges Chaos, das aber auf ganz geheimnisvolle Weise funktioniert und koordiniert wird. Ferdinand Gerstung, ein bekannter deutscher Imker, der um 1880 lebte, erkannte das Bienenvolk damals schon als einen Organismus.
Ein hoch sozialer Staat, der aus vielen tausenden Tieren besteht, die über die Fähigkeiten der einzelnen Biene hinausgehen.
Doch nur von einem einzelnen Tier wird das Bienenvolk gegründet. Die Bienenkönigin, auch Weisel genannt, sorgt für jede Menge Nachwuchs. So ist sie im Stande zu Spitzenzeiten bis zu 2000 Eier am Tag in die Zellen zu legen.
Ohne die Arbeitsbienen ist aber auch die Königin hilflos. Sie wird von ihnen gepflegt und gefüttert. Die fleißigen Damen durchlaufen in Ihrem Leben viele Stationen. So werden sie als Jundbienen zu Ammenbienen und füttern die Bienenkinder mit ihrem Futtersaft. Oder sie heizen die Wohnung auf, damit ein entsprechendes Klima von etwa 35 Grad herscht, um den Nachwuchs optimal zu versorgen. Im weiteren Verlauf nehmen sie den Nektar von den Ab einem Lebensalter von 15 - 20 Tagen werden sie zu Flugbienen Sie verteidigen als Wächterbienen die Wohnung und bringen als Flugbienen das Essen in Form von Nektar und Pollen nach Hause. Sie wandeln den Nektar in Honig um und füttern und pflegen als Ammenbienen die Bienenkinder. Auch die Königin wird von den Arbeiterinnen gepflegt, geputzt und gefüttert.
Es sind also tausende Prozesse, die in einem Bienenvolk gleichzeitig ablaufen. Doch wer steuert diese Abläufe?
Das Pheromon, die ID der Königin
Jede Bienenkönigin schüttet Pheromone aus und hat dadurch ihren ganz eigenen individuellen Geruch, eine Art ID. Diese Pheromone sorgen für Beruhigung und Zusammenhalt im Volk. Der Duftstoff ist ein Indikator für alle Vorgänge und Lebenslagen, die sich im Bienenvolk abspielen. Die unsichtbare Sprache und Verbindung zur Königin. Je stärker dieses Pheromon der jeweiligen Königin ausgeprägt ist, desto besser hält diese ihr Volk zusammen. Eine starke Regierung kann sozusagen auch nur ein starkes Volk führen.
Ist die Königin nicht mehr im Volk oder gar verstorben, spricht sich das rasendschnell in einem Bienenvolk herum. Nach etwa 2 Stunden tritt die sogenannte Weiselunruhe ein. Die Bienen signalisieren durch ein lautes Brummen und Flügelschlagen den Verlust der Konigin. Es werden sofort alle Maßnahmen getroffen, um eine neue Konigin großzuziehen. Aus der jüngsten Brut, die max. 5 Tage alt ist, werden große Weiselzellen gezogen und mit Weiselfuttersaft , dem soganannten Gelee Royal, gefüttert. Nur mit diesem Powersaft entstehen Bienenköniginnen, die einen viel ausgeprägteren Eierstock haben und für viele Nachkommen in der nächsten Zeit sorgen können.
Ist die Zeit der Alkönigin gekommen, findet eine sogenannte stille Umweiselung statt. Die Bienen wissen jetzt, dass eine neue Königin aufgezogen werden muss und bauen meist eine oder nur wenige Nachschaffungszellen. Die Königin selbst legt nun ein befruchtetes Ei in die Zellen und es wächst eine neue Weisel heran. Etwa 16 Tage nach Eiablage schlüpft die junge Thronfolgerin. Nach etwa 5 Tagen begibt sich bei schönem Wetter die junge Königin auf Hochzeitsflug. Dabei wird sie von 15 -25 Drohnen aus der Umgebung besamt und kehrt danach in den Bienenstock zurück. Die Altkönigin wird entweder vom Volk getötet oder bleibt als 2. Königin bis in den Herbst hinein im Volk.
Besonders interessant ist, dass jede Königin ihre charakterlichen Eigenschaften besitzt. Ist sie sanftmütig, unruhig oder eher aggressiver? Die Töchter (Arbeiterinnen) haben die gleiche Genetik und so kann es sein, dass ein sehr aggressives Bienenvolk mit dem Austausch der Königin nach ein paar Wochen völlig ruhig und sanftmütig geworden ist.
Das Bienenvolk im Jahresverlauf
Man glaubt es kaum, die Bienen haben einen „inneren Kalender“ und die Fähigkeit, Ihre Arbeitsabläufe nach einem Jahresrhythmus perfekt abzustimmen.
Das Bienenjahr beginnt im Sommer. Ab dem 21. Juni werden die Tage wieder kürzer. Die Sommertracht endet in den meisten Gebieten Deutschlands im Juli. Und mit Abnahme der gefundenen Blüten und des damit verbundenen Nektareinterages, geht bei der Königin auch die Produktion von Brut langsam zurück. Dieser Umstand ist für das Bienenvolk auch überlebenswichtig. Denn würde das Volk mit 60000 Bienen in den Winter gehen, würden die Bienen auch die 5fache Menge Honig verbrauchen, die es über die Trachtmonate eingetragen hat. Die Vorräte würden einfach nicht reichen, denn im Winter gibt es keinen Nektar zu sammeln. Es muss also mit den Vorräten gehaushaltet werden, die in den warmen Monaten gesammelt wurden.
Zum Glück dürfen wir hier eingreifen, und den Bienen die nötige Menge Futter im Spätsommer zur Verfügung stellen, um entsprechende Vorräte anzulegen. Überspitzt kann man sagen: 100 Kg Futter zu viel, wären nicht so schlimm, wie 100 Gramm zu wenig. Wenn die Reccourcen aufgebraucht sind, stirbt das gesamte Bienenvolk. Wir Imker haben den Bienen gegenüber also eine große Verantwortung.
Die Drohnenschlacht…raus mit den Männern
Die männliche Biene wird auch Drohne genannt. Sie lebt in größerer Anzahl von etwa 100 -1000 Tieren in der Schwarmzeit von April – Juli in einem Bienenvolk. Die Drohnen haben kein Interesse, sich an irgendwelchen Arbeiten im Haushalt zu beteiligen. Ich sehe da gewisse Parallelen J…
Die Bienenmänner haben im Volk genau eine Funktion. Durch die Begattung der Neuköniginnen durch die Drohnen wird der Fortbestand eines Volkes gesichert.
Nach der Sommersonnenwende stellt sich das Bienenvolk auf den kommenden Winter ein und die Drohnen werden nicht mehr gebraucht. Es beginnt nun die Drohnenschlacht. Die Drohnen werden auf Diät gesetzt und ihnen wird der Futteraustausch verwehrt. Durch den Nahrungsmangel werden sie geschwächt und können so später aus dem Stock vertrieben werden. Ausfliegende Drohnen werden nicht mehr in den Stock gelassen. Schließlich verhungern die Drohnen und im Oktober befindet sich meist kein einziger Bienenmann mehr im Volk.
Es wird kalt…lasst
uns Winterbienen machen
Was sind eigentlich Winterbienen und was unterscheidet sie von Ihren Sommerschwestern? Äußerlich kann man die Winterbiene von der Sommerbiene nicht unterscheiden. Im Körperbau und ihren Aufgaben aber schon. Durch eine geringere Brutnesttemperatur im Herbst entsteht die Winterbiene. Sie hat einen größeren Fettköper, um für die kalte Jahreszeit gerüstet zu sein. Während die Sommerbienen mit dem Sammeln von Nektar und Pollen beschäftigt sind, haben die Winterbienen die Aufgabe, dass Volk und die Königin über den kalten Winter zu bringen. Diese Arbeiterinnen leben etwa 6-8 Monate von September bis April, also viel länger als die Sommerbienen mit einer Lebenszeit von etwa 45 Tagen.
Nach den ersten Nachtfrösten im Oktober und November ziehen sich etwa 5000-10000 Winterbienen, inmitten Ihrer Königin, zu einer Traube in Form einer Kugel zusammen. Die Königin wird auf wundersame Weise gewärmt und gepflegt. So können bei Außentemperaturen von -20 Grad im Inneren der Bienentraube erstaunliche +25° C herrschen. Die Bienen tauschen ständig ihre Plätze und wärmen sich durch eine Art zittern entstehende Reibung.
Das Frühjahr kommt und das Leben im Volk erwacht…
Wenn die Tage wieder länger und wärmer werden, , müssen sich
diese wenigen Winterbienen dann um den ersten Nachwuchs kümmern. Die Chefin im
Hause fährt ihre Eierproduktion langsam hoch und legt die ersten Eier in die
Zellen. Die Brut muss gefüttert und gepflegt werden. So haben die Winterbienen im
Herbst das nötige Eiweis in ihrem Fettkorper gesammelt, um diese Brut mit
Futtersaft zu versorgen. Die ersten Arbeitsbienen schlüpfen dann nach 21 Tagen.
Das Bienenbrot,
Lebenselixier für die Kinder…
Welche Funktion hat eigentlich der Pollen? Wir sehen im Frühjahr und mit dem Blühen der Salweide, dem ersten großen Pollenspender, ein wunderschönes Bild vor den Fluglöchern der Bienenstöcke. Auch auf Wiesen und Blüten kann man Bienen sehen, die bunte Streifen an den Beinen tragen...die sogenannten Pollenhöschen. Jede Pflanzenblüte hat eine andere Pollenfarbe. So ergibt sich ein wunderbar buntes Bild mit unterschiedlich farbigen Bienen. In den Waben wird dieser Pollen dann eingelagert. Ein Bienenvolk braucht zu dieser Zeit mit dem Heranwachsen der Volksstärke für die Aufzucht der Kleinen etwa 3 Kg Pollen pro Woche.
Die Kirschblüte geht auf und mit ihr beginnt die erste Massentracht…
Anfang bis Mitte April beginnt mit der Kirschblüte die erste Massentracht. Die Bienen sammeln erstmals viel mehr Nektar, als sie selbst verbrauchen. Starke Völker sammelt in dieser Zeit bis zu 5 Kg Nektar am Tag. Man hat nun das Gefühl, die Stöcke quillen über mit Bienen. Die Völker haben jetzt etwa 10 Wochen Zeit, Nektar zu sammeln. Dieser wird im Bienenstock an die Stockgenossinnen übergeben und anschließend von ihnen getrocknet und als Honig eingelagert. Ein Bienenvolk sammelt so über die Sommermonate bis zu 500 kg Nektar. Das sind umgerechnet etwa 130 kg Honig. Einen großen Teil des Honigs verbrauchen die Bienen selbst.
Wir schwärmen für Bienen…
Im Mai beginnt zudem eine besondere Zeit… Die Schwarmzeit. Wenn die Völker immer größer werden, findet eine natürliche Teilung statt. Vorbereitend werden eine oder mehrere Weiselzellen angelegt. Die Zelle wird von der Königin bestiftet und die kleine Larve wird dann mit Gelle Royal gefüttert. Nur mit diesem besonderen Weiselfuttersaft entwickelt sich eine Königin. Sobald die erste Zelle nach etwa acht Tagen verdeckelt ist, geht der Bienenschwarm noch am selben Tag ab. Die Altkönigin fliegt nun mit etwa 10000 getreuen Untertanen aus, um ein neues zu Hause zu suchen. Meist bildet sich vorerst eine Schwarmtraube am nächstgelegenen Baum. Wer so ein Schauspiel einmal beobachtet hat, wird dies ewig in Erinnerung behalten. Etwa vierhundert Schwarmbienen begeben sich nun auf die Suche nach einer neuen Höhle und weisen den anderen Bienen den Weg dorthin. Im zurückgebliebenen Volk schlüpft nach etwa 8 Tagen die neue Jungkönigin und mit ihrem Hochzeitsflug beginnt wieder eine neue Epoche im Bienenvolk…
Der Feind der Biene…
Nun fragst Du Dich sicher, wie es bei dieser Art von Vermehrung zum massiven Schwund der westlichen Honigbiene gekommen ist?
Dies ist zum einen auf die intensive Landwirtschaft und die damit verbundenen Monokulturen und Pestizideinsätze zurückzuführen.
Einen größeren Beitrag am Bienensterben leistet jedoch die Varroamilbe. Wo es früher noch massenhaft Naturschwärme gab, die ohne imkerliche Hilfe existieren konnten, sind die heutigen Völker doch stark vom Imker und seiner Pflege abhängig. Ein Überleben in freier Natur ist ohne die Behandlung der Varroose nur kurzzeitig möglich.
Die Varroamilbe lebte ursprünglich nur in Bienenvölkern der Östlichen Honigbiene in Asien, wo sie nur die Larven der Drohnen befiel. Um 1950 wurden erste Völker nach Europa importiert und innerhalb von 30 Jahren verbreitete sich der Parasit durch das Wandern der Bienenvölker in ganz Europa.
Die Milben leben im Sommer zu Hunderten bis Tausenden in den Bienenvölkern. Die Elterntiere legen Eier in die Brutzellen. Mehrere Milben saugen dann die Larven der Bienen aus. Die geschlüpften Bienen sind kleiner und weniger lernfähig. Auch zu Verstümmelungen an Flügeln und Leib kann es kommen.
Die Milbenbehandlung mit natürlichen Mitteln und schonende Verfahren der Brutunterbrechung sind Teil unserer Betriebsweise.
Mehr Informationen zu unserer Betriebsweise findest du hier.
Betriebsweise